Niehl

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Niehl (504)
Nippes Stadtteil Niehl.jpg
Niehl in Zahlen
Stadtbezirk Nippes (5)
Fläche 12,07 km²
Einwohner 19.481
  (Stand: 31. Dez. 2012)
Bevölkerungsdichte 1.614 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. April 1888

Niehl, ein altes Fischer- und Bauerndorf am Rhein, ist ein Stadtteil von Köln im Stadtbezirk Nippes.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Niehl grenzt im Osten an den Rhein, im Süden an Riehl und Nippes, im Westen an Weidenpesch und Longerich und im Norden an Fühlingen und Merkenich.

Geschichte

Der alte Ortskern Niehls liegt an der Stelle, wo die römische Straße von Köln nach Neuss - die heutige Sebastianstraße in Verlängerung der Niehler Straße - auf das Rheinufer trifft. Niehl wurde erstmals im Jahre 927 erwähnt. Seit dem 11. Jahrhundert besaß das Kunibertstift in Köln die Pfarrhoheit über den Ort. Politisch gehörte das ehemalige Bauern- und Fischerdorf Niehl zur Grafschaft beziehungsweise zum Amt Hülchrath im Kurfürstentum Köln. 1794 wurde Niehl von französischen Revolutionstruppen besetzt und der Ort wurde ein Teil der Mairie Longerich im Kanton Weiden im Arrondissement Köln im Département de la Roer. 1815 kam Niehl an das Königreich Preußen und an die Bürgermeisterei Longerich im Kreis Köln. Die Eingemeindung nach Köln erfolgte am 1. April 1888.

Von 1874 bis 1877 wurde in Niehl das Fort I der neuen preußischen Festungsanlagen erbaut und 1887 bis 1891 weiter verstärkt. Es wurde in den 1920er Jahren entfestigt. Heute sind keine Spuren mehr vorhanden.[1]

Bis zum 20. Jahrhundert war Niehl ein Fischerdorf, dann erfolgte nördlich des Dorfes die Ansiedlung einiger Großbetriebe. Zu diesen gehören vor allem die im Jahre 1931 von Berlin verlagerten Ford-Werke.

Den Industrieansiedlungen im Norden des Stadtteils entsprach eine zunehmende Wohnbebauung im Süden und Westen. In diese beiden Richtungen ist Niehl mit den Nachbarstadtteilen Riehl, Nippes und Weidenpesch übergangslos zusammengewachsen.

Ereignisse

Ein Meilenstein in der Geschichte des Luftpostverkehrs

Im Niehler Hafen wasserte am 19. September 1929 um 11:17 Uhr das Katapultflugzeug "New York" (Kennzeichen D-1717, Flugzeugführer von Studnitz). Sie war gegen 6 Uhr auf Höhe der Nordseeinsel Borkum von Bord des Schnelldampfers "Bremen" mit sieben Postsäcken aus Nordamerika gestartet. Die Post wurde auf einem Floß unmittelbar neben dem Flugzeug bearbeitet, umgepackt und zum Flughafen Butzweilerhof gefahren, von wo aus schon um 12 Uhr andere Flugzeugen einen Teil weiterbeförderten.[2]

Wirtschaftsstandort

Niehl ist bekannt als Standort der Ford-Werke.

Im Niehler Industriegebiet befinden sich außerdem u.a. das Heizkraftwerk und die Restmüllverbrennungsanlage.

Im Neven DuMont Haus der Unternehmensgruppe M. DuMont Schauberg arbeiten u.a. die Redaktionen von Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau und EXPRESS, daneben liegt das zugehörige Druckzentrum.

Markt

Donnerstags findet auf dem Parkplatz an der Waldfriedstraße ein Wochenmarkt statt.

Infrastruktur

Verkehr

Schifffahrt

In Niehl liegen zwei der von der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) betriebene Rheinhäfen.

Der Hafen Köln-Niehl I ist flächenmäßig der größte, nach dem Güterumschlag der zweitgrößte der Kölner Rheinhäfen. Mit rund zwei Millionen Tonnen umgeschlagenen Massengütern sowie mehr als 450.000 umgeschlagenen Container-Einheiten (Stand: 2009) ist der Niehler Hafen der wichtigste Logistik-Knoten im Kölner Norden.

Im Hafen Köln-Niehl I befindet sich auch das der Bezirksregierung Düsseldorf unterstehende Seemannsamt.

Seine Einfahrt wird seit 1986 von einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke überspannt.

Der Hafen Köln-Niehl II (auch als Ölhafen bezeichnet) dient den Ford-Werken zum Verschiffen der Neuwagen und verfügt über Öl- und Gas-Umschlageinrichtungen.

Schienenverkehr

Der Hafen und das Industriegelände sind durch die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Das Kölner Stadtbahnnetz schließt den Stadtteil von zwei Seiten aus an: Im Süden durch die Strecke auf der Amsterdamer Straße, hier verkehrt die Linie 16, und im Norden durch die Strecke von Weidenpesch entlang der Fordwerke bis nach Merkenich (Linie 12). Eine seit längerem gewünschte Verlängerung der südlichen Strecke bis zur nördlichen scheitert derzeit an der schlechten Finanzlage Kölns.

Straßenverkehr

Niehl ist durch eine vier- bis sechsspurige Zubringerstraße an die Anschlussstelle 100 Köln-Niehl der A 1 angebunden. In das Stadtzentrum führen die ebenfalls vierspurigen Ausfallstraßen Boltensternstraße und Amsterdamer Straße. Im Süden des Stadtteils gibt es die Möglichkeit, mittels der Mülheimer Brücke auf das rechte Rheinufer zu gelangen.

Niehl wird neu verkabelt: Baustelle Ecke Nesselrode-/Allensteiner Str.

Leitungsnetz

Zwischen Herbst 2009 und Sommer 2010 verlegte NetCologne auch in Niehl sein eigenes Hochleistungs-Glasfasernetz mit einer Bandbreite von bis zu 100 Mbit/s.

Kirchen und Schulen

Die katholischen Kirchen St. Katharina an der Sebastianstraße, Alt St. Katharina (das „Niehler Dömchen“) an der Ecke Sebastianstraße/Niehler Damm und die Kirche St. Clemens an der Friedrich-Karl-Straße gehören zum Seelsorgebereich Mauenheim/Niehl/Weidenpesch im Dekanat Köln-Nippes.

Die ehemals katholische Kirche St. Christophorus ist an die Armenische Kirche verpachtet; hier residiert auch der Armenische Bischof für Deutschland.

Die evangelische Petrikirche befindet sich an der Schlenderhaner Straße.

Gemeinschaftsgrundschulen befinden sich in der Halfengasse und in der Nesselrodestraße. Zu den weiterführenden Schulen Kölns gehört das Erich-Kästner-Gymnasium (früher schlicht Gymnasium Niehl genannt) in der Castroper Straße.

Zukunftstechnologie im Wohnungsbau

In Köln-Niehl wird eine neue Wohnsiedlung gebaut (50 m von der Kreuzung Amsterdamer Straße/Friedrich-Karl-Straße entfernt auf dem ehemaligen Gelände der Firma Siemens), in der die geplanten 383 Wohneinheiten (Einfamilienhäuser sowie Miet- und Eigentumswohnungen) für circa 1000 Menschen fast ausschließlich mit Erdwärme versorgt werden sollen. Es handelt sich damit um das derzeit (Januar 2009) europaweit größte Erdwärme-Wohnungsbauprojekt. Auf dem ehemaligen Industriegelände werden bis zu 100 Meter tiefe Löcher gebohrt, in denen Wärmepumpen installiert werden sollen.

Sehenswürdigkeiten

Besonders sehenswert ist die 1260 geweihte Kirche Alt St. Katharina, deren romanischer Westturm, der vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt, das älteste Bauwerk in Niehl ist. Die kleine Dorfkirche, auch „Niehler Dömchen“ genannt, wird deshalb vom Förderverein Romanische Kirchen Köln betreut. Erstmals erwähnt wird die „Capella“ in einer Urkunde von 1236 des Stifts St. Kunibert, an das sie abgabepflichtig war. Die ursprünglich dreischiffige Basilika wurde - bis auf den Turm - mehrmals umgebaut, so wurde bereits im 13. Jahrhundert das südliche Seitenschiff abgerissen zugunsten eines gotischen größeren Mittelschiffs mit Chor, das dann im 14. Jahrhundert eingewölbt wurde. Das nördliche Seitenschiff wurde 1894 auf den alten Fundamenten neu errichtet. - Die hochwassergefährdete Lage am Rhein machte 1747 den Bau eines Eisgangbrechers mit Mauer an der Kirche notwendig. Sie wurde durch eine Statue des Johann von Nepomuk mit ebendieser Jahreszahl gekrönt und beschützt. Die Kirche ist noch in Gebrauch und deshalb nur vor den Gottesdiensten und nach Vereinbarung zu besichtigen.

Die neuromanische Kirche St. Katharina, deren Bau 1892 bis 1894 durch das Anwachsen der Gemeinde nötig war, wurde nach Plänen Theodor Kremers mit Westturm, dreischiffigem Langhaus, Querhaus und halbrunder Apsis errichtet. Teile der Ausstattung wie der achteckige Taufstein aus dem 14. Jahrhundert wurden von der alten Kirche übernommen. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach 1947 mit ersten Bausicherungen allmählich nach Plänen von Rudolf Schwarz wieder aufgebaut. Dabei wurde vor allem der Innenraum neueren Vorstellungen gemäß gestaltet.

Niehl besitzt drei alte Schulhäuser aus preußischer Zeit, die sich in der Halfengasse beziehungsweise an der Merkenicher Straße befinden.

Vereine

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cologne Research-Institute of Fortification Architecture (CRIFA)
  2. Klemens Kurz: Postflugzeug im Niehler Hafen. In: Kölnische Rundschau Nr. 218 vom 19. September 1979