Ripuarisch

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Ripuarisch nennt man zusammenfassend die Sprachen oder Dialekte, die im weiteren Raum um Köln gesprochen werden. Kölsch ist sicher der bekannteste Vertreter, aber auch Bönnsch, das Öcher Platt und Kerkrader Platt und die Dialekte des südlichen Bergischen zählen dazu, insgesamt weit über hundert Einzeldialekte.

Eine in der Sprachwissenschaft ebenfalls anzutreffende Bezeichnung für Ripuarisch ist Südmittelfränkisch gewesen - bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war auch Mittelfränkisch allein gebräuchlich. Die Sprach- und Dialektforscher westlich der deutschen Grenze, also in Belgien und den Niederlanden, fassen sie übrigens gern mit dem Nordlimburgischen im Südzipfel der Niederlande und dem Südlimburgischen in Belgien zu einer größeren Einheit zusammen und sprechen dann vom Dreiländerplatt - oder unter Einbeziehung des Niederrheins mit dem Geldernsch-Kleverländischen und dem Nord- und Ostbergischen, vom Rhein-Maasländischen.

Die ripuarischen Sprachen leben unter derzeit vier Kulturhoheiten, wo sie jeweils nur einen Teil und meist eine Minderheit der insgesamt vorhandenen Dialekte ausmachen: Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in Deutschland, die deutsche Sprachgemeinschaft in Belgien und die Provinz Limburg der Niederlande. Sie sind bislang nicht anerkannt als lokale oder Minderheitensprache nach der EU-Charta, obwohl sie nach Meinung vieler Wissenschaftler eher oder genausogut dafür qualifiziert wären, wie das länger schon anerkannte Nordlimburgisch. Das ist die Mehrheitssprache der niederländischen Provinz Limburg, und übrigens für den durschnittlichen Kölschen fast so gut verständlich, wie das Südlimburgische in Belgien.

Wer Kölsch kann und gelegentlich Fernsehen guckt oder ins Kino geht, dem sind bestimmt schon mal Schauspieler aufgefallen, die die Aufgabe hatten, in einem rheinischen Akzent zu sprechen oder gar richtig Dialekt. Wenn der Schauspieler Rheinländer ist, geht das noch, ansonsten geht das meistens schief. Warum? Was ist so besonders an unserer Aussprache, daß die andern das nicht hinkriegen?

Im Gegensatz zum Hochdeutschen, zum Niederdeutschen, zum Niederländischen und zum Französischen - wo dergleichen überhaupt nicht vorkommt und darum von den Sprechern auch nicht wahrgenommen wird, wenn sie sich am Nachsprechen im Ripuarischen Dialekt versuchen - hat gelegentlich die Betonung und ihr Verlauf einen enorm hohen Stellenwert. Sie kann in den ripuarischen Sprachen ein Unterschied zwischen völlig eigenen Bedeutungen bewirken. Meist ist das weniger wichtig, weil man ja in ganzen Sätzen im Zusammenhang spricht, aber löst man mal ein Wort da heraus, und schreibt es nieder, so daß die Betonung nicht mehr erkennbar ist, dann fällt das auf. Beispiel Kölsch: SCHLÄSCH = schlecht oder Schläge? WOR/WOHR/WOO = wahr (trifft zu) oder war (ist gewesen) oder wo (an dem Ort) oder wo? (als Fragewort) ? ALT/ALD = alt (nicht jung) oder schon oder gar ein Altbier ? PLAZ = Platz wie der Barbarossaplatz oder ein leichtes Weißbrot oder etwa er platzt? Es ist nicht immer einfach zu erkennen, daß hier die Aussprache unterschiedlich ist, denn die Unterschiede sind gering. Aber es ist höchst schwierig und meist unmöglich, einen Satz zu basteln, in dem z.B. alt und ald verwechselt werden können, selbst wenn man die Wort aus dem Satz herausschneiden würde, denn sie haben immer eine unterschiedliche Betonung, die sich aus dem Satzverlauf ergibt. Etwas einfacher ist es bei dem Wortpaar Schlääsch und schlääsch, denn hier konzentiert sich der Unterschied auf das ää - lang und gleichmäßig gesprochen signalisiert es schlecht, mit einem deutlichen Druckverlauf, der ansteigt, dann fast verstummt und einem gleichzeitgen Tonverlauf erst nach oben und dann nach unten bedeutet es Schläge. So etwas nennt man einen Tonakzent - ein Phänomen, das in europäischen Sprachen außerhalb es Rheinlands sogut wie unbekannt ist.

Die Ripuarischen, Limburgischen, Pfälzer Dialekte und Luxemburgisch kennen insgesamt zwei Arten von Tonakzenten, neben normal 'unbetont' und 'betont'. Sie unterscheiden sich von Ort zu Ort in der Aussprache meist ein wenig, trotz einiger grundlegender Gemeinsamkeiten. Ihr Zusammenspiel mit den Satzmelodien ist teils höchst kompliziert - was passiert z.B. wenn ein hoher Ton, wie in Schläsch (Schläge) mit einem tief gesprochenen Satzzeil zusammentrifft? - und auch das ist wieder von Ort zu Ort unterschiedlich. Diese enorme Vielfalt hat zur Folge, daß "Rheinisch" überall anders klingt. Wer sich auskennt, kann am Tonfall hören, aus welchem Ort jemand stammt.

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